Daniel Hammelstein Fotografie

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Die Fragilität unseres sicher geglaubten Lebens

Corona ist omnipräsent und unser Leben hat sich innerhalb weniger Tage drastisch verändert. Ein klitzekleines Virus zeigt uns mit Wucht auf, wie fragil unser sicher geglaubtes Leben - unsere “heile Welt” - in Wirklichkeit doch ist. Das “unsere Welt“ ohnehin keineswegs eine heile ist, wissen wir eigentlich auch, darüber machen wir uns in der Regel, solange alles halbwegs rund läuft, kaum ernsthafte Gedanken, und das Meiste blenden wir einfach aus. Solange es nicht einen gewissen Grad an Bedrohung und/oder Einschränkung der persönlichen Umstände und Bequemlichkeiten darstellt, besteht für uns ja auch gar kein Grund zum Handeln oder gar zur Panik. Ich möchte euch hier auch nicht mit dem zigtausendsten Corona-Beitrag langweilen, nur ein paar Gedanken, die ich mir von der Seele schreiben möchte.

Ich bin kein Virologe und auch kein Arzt, gleichzeitig bin ich aber doch ein genauer Beobachter der Gegebenheiten und Ereignisse. Ich bin besorgt über die schnelle Verbreitung eines Virus: eine so schnelle Verbreitung, die uns aufzeigt, wie eng alles auf dem Planet vertaktet ist. Was uns normalerweise zum Vorteil gereicht und unseren vergleichsweise sehr bequemen Lebensstandard ermöglicht, macht uns nun schonungslos deutlich, wie fragil dieses so sicher und belastbar geglaubte Konstrukt unserer Welt doch ist.

Gleichzeitig bin ich besorgt über die Veränderungen, die das alles, was wir im Moment erleben, langfristig mit sich bringen könnte. Wenn ich mir so anschaue, was sich schon nach wenigen Tagen in unserer Gesellschaft im Miteinander drastisch verändert hat (und ich kann mich da selbst gar nicht ausnehmen), bin ich mir sicher, dass nach der Stunde der Virologen, die Stunde der Soziologen kommen könnte. Neben den vielen Solidaritätsbekundungen, mahnenden Worten und Postings in den sozialen Medien, die sich natürlich gut in der eigenen Timeline lesen, ist solidarisches Handeln (oder im Moment eher “nicht-Handeln” - in Form von zu Hause bleiben) ohne Frage das Gebot der Stunde. Die Auswirkungen der Epidemie auf die Gesundheit und das Leben vieler Menschen gilt es abzumildern und so klein wie möglich zu halten.

Damit es klar ist: Es geht mir nicht darum, eine “Wertung” zu den aktuellen und vielleicht noch ins Haus stehenden Maßnahmen abzugeben. Ich beobachte nur die Menschen und das drumherum sehr genau und mache mir so meine Gedanken, was das alles langfristig mit uns anstellen könnte. Je länger wir uns in diesem sozialen Ausnahmezustand befinden, umso mehr…?! genau das wird die Frage sein und sich eben noch zeigen.

Ich befürchte, es könnte - neben den schon jetzt unüberschaubaren wirtschaftlichen Auswirkungen, die auch mich als Freiberufler und Fotograf schon voll treffen - ungeahnte Folgen für uns als gesamte Gesellschaft, für unser soziales Zusammenleben, und unsere gegenseitige soziale Wahrnehmung, haben. Wir müssen abwarten und werden sehen, ob sich alles in wenigen Wochen als böser “Spuk” verflüchtigt, der vergangen ist, wie der Schnee vom letzten Winter. Das hoffen wir doch alle. Dann sitzen wir bald wieder alle gemeinsam im Cafe in der Sonne. Wir werden aber vielleicht auch erleben, ob (und wenn was) sich bei uns in den Köpfen und im Miteinander etwas nachhaltig verändert, sollte der „Spuk“ sich nicht in wenigen Wochen auflösen…

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen, sagt man. Aber wir sollten gleichzeitig nicht die Augen vor der langfristigen sozialen Komponente, und besonders nicht vor den Einschränkungen der Grundrechte verschließen. Dies alles wird zur Zeit teilnahmslos, widerstandslos - oder im Sinne der Sache - unterstützend gesehen und hingenommen. Es ist dennoch, auch in dieser so außergewöhlichen Situation, die uns alle betrifft, ein vorhandener Aspekt, dessen nüchterne Betrachtung man nicht gänzlich vermissen lassen sollte. Der Zeitfaktor wird hier wohl noch maßgeblich werden…

So abgedroschen es klingt, aus jeder Krise kann man nachher etwas Positives und Lehrreiches mitnehmen. Wir werden sicher in der hoffentlich baldigen Nachbetrachtung sehen, was dies im Detail sein kann. Hoffen wir das Beste, handeln wir besonnen und mit kühlem Kopf. Frei von Angst und Panik, die nie gute Ratgeber sind - genauso wenig wie uns Gleichgültigkeit helfen wird. Und bei allem gebotenen, physischen Abstand, verlieren wir nicht den Draht zueinander. Solange wir uns auf Abstand bewegen müssen, können wir alle Technologien nutzen, die uns in Kontakt halten.

Bleibt guten Mutes und wir sehen uns bald gesund und munter wieder!